Ladinisch: eine Reliktsprache in Europa
Aufgrund der einstmaligen Abgeschiedenheit des Grödnertales hat sich eine eigene Sprache erhalten, das Ladinische, eine rätoromanischen Sprache, die sich nach der Romanisierung des Gebiets aus dem Vulgärlatein und aus Resten der Regionalsprache entwickelt hat.
Es ist eine wohlklingende, aber für einen Nicht-Ladiner wohl kaum verständliche Sprache, reich an einzigartigen Lauten und Lautkombinationen.
Bei Pontives (ca. 7 km östlich von Waidbruck) beginnt der ladinische Teil von Südtirol – Ladinisch wird weiters im benachbarten Gadertal, im Trientner Fassatal, im Ampezzaner Gebiet sowie im Schweizer Graubünden gesprochen.
Die Ladiner, die mit ca. vier Prozent die kleinste ethnische Gruppe in Südtirol darstellen, halten stark an ihren Traditionen und ihrer durch mündliche Überlieferung von Generation zu Generation getragenen rätoromanischen Sprache fest und pflegen sie auch dementsprechend im Schulunterricht, regelmäßigen Publikationen, Fernseh- und Radiosendungen.
Das Ladinische ist heute stark von Überfremdung bedroht. Trotzdem ist bewiesen, dass die Fähigkeit, als Ladiner zu empfinden, als Ladiner zu denken und zu fühlen, im Großteil der Bevölkerung noch lebendig ist.
Als Volkshymne, zumindest der Ladiner Grödens, gilt nach wie vor das Lied „Gherdëina, Gherdëina“, dessen letzte Strophe folgendermaßen ausklingt:
Gherdëina, Gherdëina,
de l’oma si rujné
rejona, rejona
y no te l dejmincé!
Gröden, Gröden,
die Sprache der Mutter
sprich, sprich
und vergiss sie nicht!